Was hat der Mount Everest mit dem Gotthardtunnel zu tun?
Nichts – ausser, dass beide während eines kurzen Zeitfensters enorm frequentiert sind.
An jedem Oster- oder Auffahrtswochenende stehen die Automobilisten mehrere Stunden vor dem Gotthardloch. "Sind ja selber Schuld, sagt der Daheimgebliebene, die müssen ja auch nicht unbedingt alle zur selben Zeit ins Tessin. Es gibt ja schliesslich weitere 360 Tage, um in den Süden zu reisen".
Am Everest sieht das anders aus!
Die nepalesische Regierung vergibt ca. 340 Permits pro Jahr, um den Gipfel zu besteigen. Bei einem theoretischen Zeitfenster von 10 Gipfeltagen macht das ca. 70 Personen (je ein Sherpa und ein Alpinist) pro Tag auf dem Gipfel.
ABER: Jetzt warten die Bergsteiger seit 3-4 Wochen im Basislager auf das günstige Wetterfenster und plötzlich ist es da – jetzt oder nie!
Das gibt Stau, vor allem am Hillary Step, kurz unter dem Gipfel, einer technisch schwierigen Passage.
Jeder Bergsteiger, der den Everest als alpinistisches Lebensziel gewählt hat, weiss das.
Jeder will diese einmalige Chance packen, keiner lässt sich zurückhalten.
Jeder weiss, dass die Entscheidung auf den Everest zu steigen tödlich sein kann – und geht trotzdem.
Und nun kommen wir:
Wir bilden uns, gemütlich zuhause in der warmen Wohnstube sitzend, unsere Meinung. Unsere Informationsquellen sind einige Bilder aus den Medien, die nur die schlimmsten Szenen an eben diesem
einen Tag zeigen – an den anderen 364 Tagen herrscht am Everest «tote Hose» - zumindest was die Menschenmassen betrifft.
Und natürlich kommt sofort die Frage, wer ist Schuld: Die nepalesische Regierung, weil sie zu viele Permits rausgegeben hat?
Die Bergführer (Sherpas), die dem Kunden unbedingt den Gipfelerfolg ermöglichen wollen?
Oder die Alpinisten selber?
Und wir brechen diese enorme alpinistische Leistung auf einen «Ego-Trip» runter, den eigentlich jeder, der genug Geld und Ehrgeiz hat, machen kann – so ist es aber nicht.
JungfrauBräu auf dem Dach der Welt
Wir haben riesige Freude, dass unser Freund Tshiring Jangbu Sherpa www.alpinesherpaguides.com unsere Fahne auf den höchsten Berg der Welt gebracht hat.
Wir sind sehr froh, dass er und seine Seilschaft alle wieder gesund zurückgekommen sind.
Tshiring und sein Team sind in der Nacht durchgestiegen, und waren um 3.15 Uhr auf dem Gipfel – nicht alleine, aber nicht in der Schlange wartend. Tshiring hat mit vier Everest Besteigungen grosse Erfahrung am Dach der Welt.
Er bekleidet das Amt des Präsidenten der nepalesischen Bergführer und ist aus diesem Grund der Informant und Berater der nepalesischen Regierung. Er setzt sich dafür ein, dass die Vorfälle der letzten Woche nicht mehr passieren.
In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Wochenende
Peter Margowski - der Bräu von JungfrauBräu
P.S. Die Fixseile, die auf dem Weg zum Gipfel angebracht sind, wurden von den Sherpas im Vorfeld angebracht, nicht an den Tagen mit dem "günstigen Zeitfenster".